Freitag, 23. Juni 2006

ich kenne die abkürzung

gestern hatte ich einen termin in rendsburg, knapp zweihundertfünfzig kilometer von zuhaus also. wies aber ein glücklicher zufall wollte konnten wir zu viert zusammen dorthin fahren und so brauchte ich den größten teil der stecke nicht selbst zu fahren. mir ist dabei aufgefallen, dass ich nur sehr selten mitfahrer bin. das ist allerdings mehr methode denn zufall, weil ich mich nur sehr ungern von anderen abhängig mache und schon schlechte erfahrungen damit gesammelt hab, auf einen chauffeur angewiesen zu sein. aber darum soll es mir jetzt nicht gehen...

es gibt viele mehr oder weniger segensreiche erfindungen, die den menschen der heutigen zeit das leben einfacher, angenehmer oder sicherer machen. eine davon ist das navigationssystem. ich persönlich habe keine besonders hohe meinung von diesen geräten. ich bilde mir ein karten recht gut lesen und im gedächtnis speichern zu können und finde mein ziel meist im ersten versuch und wenn ich mich doch mal verfahre, denn nicht grob. die verrückste geschichte, die ich bezüglich dieser geräte mal gehört hab, ist die eines bekannten, der in blindem vertrauen auf die technik sich nach baden-würtemberg anstatt wie beabsichtigt nach sachsen hat leiten lassen, weil es dort einen namensgleichen ort gab. das ist allerdings schon einige jahre her und die geräte wurden seit dem immer weiter verbessert, so dass solche pannen inzwischen wohl ausgeschlossen sind. trotzdem vermisse ich bei den geräten ein gewisses fingerspitzengefühl, weil man meistens eben nur zwischen der kürzesten und der schnellsten route wählen kann. aber nicht jede abkürzung lohnt sich und das gerät kann natürlich auch nicht wissen, dass man auf manchen nebenstrecken sehr gut, auf anderen aber nur mühseelig vorankommt.

wie auch immer, der bekannte, dem ich mein wohl transporttechnischer art gestern anvertraut hab, ist stolzer besitzer eines solchen wunderwerks der technik und hatte keine skrupel, sich seinerseits dem urteil dieses geräts zu unterwerfen. im laufe der fahrt durfte ich feststellen, dass die beiden - naja, jedenfalls von seiner seite aus - ein sehr inniges verhältnis zueinander haben.

es begann sehr unspektakulär, denn er wohnt sehr dicht an der nächsten autobahnauffahrt. so hatte das gerät kaum mühe uns mit wenigen anweisungen den bekannten weg zu erklären. es tat das mit einer freundlichen, aber doch irgendwie leicht unterkühlt klingenden weiblichen stimme. die folgende strecke auf der autobahn war ebenfalls nicht weiter erwähnenswert. eigentlich hatte er das navi nur für das letzte stück eingeschaltet. der fahrer war vor ein paar tagen schon einmal dort gewesen und meinte es sei wohl am günstigsten zunächst am ort vorbei zu fahren, weil man dann leichter zum ziel finden könnte. wohlgemerkt, beim ersten mal war er ohne das navi gefahren.

umso größer war also unser erstaunen, als sich das gerät beireits eine ausfahrt vor rendsburg meldete.
"biegen sie in einem kilometer rechts ab"
"bist du sicher, hase?" ob ich nicht doch besser ohne das teil fahre?
"biegen sie in dreihundert metern rechts ab" hab ich den plan oder hast du ihn?
"na gut, hase" ein gutes gefühl hab ich nicht dabei, aber wir sind gut in der zeit, also versuch ichs mal
"biegen sie rechts ab" na also, geht doch

es ging von da ab zügig voran, doch bei der nächsten anweisung wurde meinem fahrer vieles klar.
"biegen sie in zweihundert metern am ende der straße links ab" siehst du wie gut das hier klappt?
"moment, hase, du willst doch wohl nicht etwa dass wir die fähre benutzen?" dreht die jetzt völlig am rad?
"biegen sie jetzt links ab" hab ich die einstellungen vorgenommen oder du? wenn du eine abneigung gegen fähren hast, dann musst du mir das schon sagen... kerle!

die ganze aktion mit der fähre dauerte schätzungsweise drei minuten. die fähre war kostenlos! wir hatten ein wenig glück, weil wir als letzter wagen noch mitgekommen sind. obwohl wir auf der anderen seite des kanals sogar noch eine straße verpassten, in die "hase" uns uns leiten wollten, waren wir ruckzuck am ziel.

einige stunden später gings dann an die rückfahrt. zunächst programmierte unser fahrer seinen hasi neu.
"keine fähren, hase, hörst du? keine fähren"
du bist der boß...
die rückfahrt begann.
"biegen sie in zweihundert metern rechts ab"
"hee, moment, das ist doch der weg zur fähre, oder?" hat sie die eingabe etwa nicht angenommen?
"biegen sie jetzt rechts ab" du wolltest keine fähren und du bekommst auch keine fähren. keine panik
es war tatsächlich nicht der weg zur fähre...
"biegen sie in zweihundert metern rechts ab" kicher
"hase, die straße ist wegen einer baustelle gesperrt, ich kann hier nicht abbiegen" verflixt...
"biegen sie jetzt rechts ab" DU WOLLTEST JA KEINE FÄHREN
aus ersichtlichen gründen konnten wir hases' rat nicht nachkommen, sondern folgten der ausgeschilderten umleitung... quer durch die ganze stadt. es war eine elende gurkerei und dauerte insgesamt schätzungsweise fünf bis zehn minuten länger als der hinweg. schließlich aber war die autobahnauffahrt erreicht und der rest der fahrt war wieder unspektakulär. ...nur meinte ich von da ab einen leichten triumphierenden unterton in hases' stimme zu hören.

knapp daneben ist auch vorbei

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